Sprechen ohne Stimmbänder
„Blom-Singer® SpeakFree® HME-Freihandventil“ – dieser Name dürfte wohl den Wenigsten etwas sagen. Doch für Menschen, die eine – meist krebsbedingte – komplette Entfernung des Kehlkopfes hinter sich haben, bedeutet das schlicht: Sprechen können. Denn das kleine Ventil mit Freudenberg-Technologie kann ein Stück Lebensqualität zurückgeben.
Die Diagnose ist meist ein Schock: Kehlkopfkrebs. Und die Therapie schmerzt erneut – oft bedeutet sie die komplette Entfernung des Kehlkopfes. Dieser hat im Körper zwei Funktionen. Zum einen verschließt er beim Schlucken die Luftröhre, sodass keine Speisen oder Flüssigkeiten in die Lunge dringen können. Zum anderen ist er dafür verantwortlich, dass der Mensch durch in Schwingung versetzte Luft überhaupt sprechen kann.
Mit der Entfernung des Kehlkopfes müssen Speiseröhre und Luftröhre physikalisch voneinander getrennt werden. Die Speiseröhre führt dann weiterhin zum Mund, die Luftröhre endet jedoch in einer künstlich erzeugten Öffnung unterhalb des Halses. Die Konsequenz für Patienten ist immens: Sie bedeutet zunächst den kompletten Verlust des Sprechens. Erst durch ein Shunt-Ventil im Rachen kann die Luft auch wieder in den Mund strömen – und damit Sprechen möglich machen.
In die Öffnung am Hals muss stets ein Filter eingesetzt werden, der dafür sorgt, dass keine Fremdkörper in die Luftröhre gelangen können. Sogenannte HME-Filter (Heat and Moisture Exchanger – Wärme- und Feuchtigkeitstauscher) verschließen nicht nur die Öffnung, sie reinigen, erwärmen und befeuchten zudem die eingeatmete Luft. Dieser Filter muss beim Sprechen – bislang meist mit dem Finger – verschlossen werden.
SpeakFree® HME Hands Free Valve – Sprechen ohne Finger
Nun hat InHealth Technologies eine Geschäftseinheit von Freudenberg Medical – mit dem SpeakFree® HME ein Produkt auf den Markt gebracht, das Patienten ohne Kehlkopf das Leben deutlich einfacher macht.
Manuelle Betätigung ade: Das wohl wichtigste Feature des Freudenberg-Ventils ist, dass die Person beim Sprechen beide Hände frei hat, denn sie muss beim Sprechen eben nicht mehr den Finger auf den Filter legen. In das SpeakFree® HME ist ein kleines, justierbares Ventil integriert, dass sich durch den erhöhten Luftdruck beim Sprechen selbst verschließt. Durch simples Einatmen öffnet sich das Ventil wieder, ohne dass der Patient irgendetwas tun muss. Und hinter einem Halstuch ist die Öffnung am Hals dabei noch nicht einmal zu sehen.
Bis zu 115 Liter durchströmen das SpeakFree® HME. Das Besondere daran: Die gewünschte Menge lässt sich an ein und demselben Ventil einstellen.
Auch für das Problem der Regulierung des Luftdrucks hat SpeakFree® HME eine einfache Lösung parat. Grundsätzlich gibt es zwei Varianten für den Atemwiderstand. ClassicFlow® oder EasyFlow®, bei jeder der beiden Varianten lässt sich der Atemwiderstand durch simples Drehen feinjustieren – je nachdem, ob der Klient joggt oder nur ein Buch liest. Der Einstellbereich umfasst zwischen 45 und 115 Liter Luft pro Minute, was eine große Bandbreite garantiert. Ebenfalls lässt sich durch die Justage definieren, wann das Ventil sich für das Sprechen schließen soll.
Das alles klingt nach Hightech – und ist es auch. Dennoch hatte für InHealth bei der Entwicklung des SpeakFree® HME beste Hygiene oberste Priorität. Daher ist das Ventil als Einweggerät für den täglichen Gebrauch konzipiert: morgens rein, abends raus. Bethany Anke, Vize-Präsidentin und Geschäftsführerin von InHealth Technologies sagt: „Der Markt hat einen Bedarf für einfachere, kostengünstige Einweggeräte.“ Und der Markt gibt ihr recht: In den USA übernehmen Krankenkassen die Kosten gerade für derartige Einwegmodule.
Den natürlichen Klang der Stimme behalten
Auch bei auf den ersten Blick zweitrangigen Dingen achtete InHealth auf die Details: Das durchscheinendes Plastikgehäuse für das HME-Ventil passt sich dem natürlichen Hautton an. Und das Gehäuse ist besonders hautverträglich, da es absolut latexfrei ist.
So gibt SpeakFree® HME den Menschen, die es nutzen, zum einen die Sprache zurück, zum anderen erhöht es die Lebensqualität nach der OP: Denn die Hände sind beim Sprechen dazu da, mit Gesten das Gesprochene zu unterstreichen. Und nicht, mit einem Finger den Hals zu bedecken. So sagt etwa Mark Lanfersiek aus Montana/USA, der das SpeakFree® HME selbst nutzt: „Ich bin begeistert, dass ich SpeakFree® HME als einer der ersten ausprobieren durfte. Es hat mir nicht nur geholfen, leichter zu atmen. Sondern ich habe auch festgestellt, dass es mir erlaubt, freihändig zu sprechen – selbstbewusst.“
Sprechen ohne Kehlkopf
1980 führte das Freudenberg-Medical-Unternehmen „Blom-Singer®“ das so genannte „Shuntventil“ ein. Es wird im Hals zwischen Luft- und Speiseröhre eingesetzt. Beim Schlucken versperrt es den Weg in Richtung Luftröhre: Atemweg und Lunge sind weiterhin geschützt. Beim Ausatmen jedoch erlaubt es der Luft von der Luftröhre in die Speiseröhre und damit zu Mund zu strömen – Basis für das Sprechen.
Dafür muss man jedoch den Filter vor der Öffnung unter dem Hals bedecken, damit die Luft nicht dort ihren Ausweg sucht – bislang meist mit dem eignen Finger. Diese Variante ist aber aus hygienischer Sicht nicht unproblematisch: Auf der Fingerkuppe können sich Krankheitserreger sammeln, die imstande sind, auf diesem Weg in Richtung Lunge zu gelangen. Aus psychologischer Sicht kann ein natürlicher Sprachstil die Rückkehr zur Arbeit und den Aktivitäten des täglichen Lebens erleichtern. SpeakFree® HME gibt Antworten auf beide Fragestellungen.