Im Do-it-yourself-Modus Energie einsparen
Wie sehr die Mitarbeitenden des Freudenberg-Tochterunternehmens VistaMed in Irland den Nachhaltigkeitsgedanken verinnerlicht haben, zeigt sich mit dem standorteigenen Electrical Energy Management System (EnMS). Das Team um Declan Whyte entwickelte in Eigeninitiative ein effizientes System zur Messung – mehr noch: zur Echtzeitüberwachung – des Stromverbrauchs und folglich zum Aufzeigen großer und kleinerer Einsparpotenziale. Die Belohnung: über 40.000 Euro gesparte Stromkosten – und der „We all take care“-Award 2020“der Freudenberg-Gruppe.
Das Streben nach Lösungen ist einer der elementarsten Grundwerte in der Freudenberg- Unternehmensgruppe. Gerade im Bereich der Nachhaltigkeitsstrategie „Sustainability drives Climate Action“ hilft ein solches Denken, noch ressourcenschonendere, noch effizientere Innovationen zu entwickeln. Für ein globales Unternehmen lohnt sich Nachhaltigkeit in vielerlei Hinsicht und in jedem Falle doppelt: Ökologisch bei der Erfüllung anspruchsvoller Umweltstandards und ökonomisch bei der Einsparung von Energie- oder Entsorgungskosten. Wie man Innovationskraft nicht nur für Entwicklung und Produktion modernster Medizinprodukte, sondern auch für die Verbesserung der eigenen Wirtschafts- und Umweltbilanz einsetzt, zeigen die Kollegen bei VistaMed mit einer einfachen wie eindrucksvollen Idee.
Reduktion des CO2-Fußabdrucks
Im irischen Carrick-on-Shannon entwickelt man seit 2013 konkrete Maßnahmen, um den CO2-Fußabdruck des Standorts zu verkleinern. Für eine effiziente Ressourcennutzung wurden sämtliche Verbräuche unter die Lupe genommen, der Wasser-, Öl- und Gasverbrauch minimiert, die Abfallvermeidung maximiert. Was blieb: Ein nach wie vor hoher Strombedarf, der sich auch mit den „low hanging fruits“, den niedrig hängenden Früchten – man erntet mit vergleichsweise geringem Aufwand den maximalen Erfolg – nicht weiter einsparen ließ. Vordergründig waren alle Maßnahmen ergriffen, die zu ergreifen waren.
Von der Makro- auf die Mikro-Ebene
Um einen tieferen Einblick in den Energieverbrauch des Unternehmens zu bekommen, war ein ganz neues Konzept notwendig: Eine Detailüberwachung und eine datengestützte Analyse, um die größten Energieverbraucher im Tagesgeschäft zu identifizieren. Was es dazu braucht? Verlässliche Daten, die das bisherige System nur auf einer Makro-Ebene liefern konnte. Deshalb entwickelte das Team von VistaMed ein eigenes System zur Messung des Stromverbrauchs, mit dem nicht nur eine einzelne Maschine, sondern ganze 42 überwacht werden konnten – zeitgleich und in Echtzeit. Die Kosten für eine Überwachungseinheit? 24,20 Euro. Aus solchen Messgeräten – die intern entwickelt und hergestellt wurden, bauten die Kolleginnen und Kollegen ein System, das den Stromverbrauch jeder angeschlossenen Maschine im 15-Minuten-Takt auf der Mikro-Ebene ermittelte und übermittelte: Vier Messungen pro Stunde, 96 pro Tag, 672 pro Woche. Alle Messresultate wurden in einem Dashboard visualisiert, das die Analyse des Energieverbrauchs in den Spitzen- und Nebenzeiten und für jede einzelne Einheit im Detail erlaubte.
Passgenaue Reduzierung
Als SEUs (significant energy use), also Maschinen mit großem Energiebedarf, entpuppten sich beispielsweise die Kompressoren in den Reinräumen. Diese werden nun gezielt manuell abgeschaltet – der signifikante Energiebedarf mündet in einer signifikanten Energieeinsparung. Durch das effizientere Management der Reinraumanlagen konnte VistaMed selbst in den Spitzenzeiten den Energieverbrauch von etwa 7.000 kWh auf unter 3.000 kWh senken. Das selbst gesteckte Ziel, den Stromverbrauch um 10 % zu reduzieren, wurde damit erreicht; das Ziel für 2021 ist die erneute Reduzierung um diesen Wert. „Wir graben uns immer tiefer in die Mikro-Ebene“, so Whyte, der mittlerweile 57 % des ermittelten Stromverbrauchs identifiziert weiß. In den noch auszumachenden 43 % steckt das Einsparpotenzial für 2021 und die folgenden Jahre, wenn weitere Messzangen an andere Maschinen angeschlossen werden, um deren individuellen Stromverbrauch zu ermitteln.
Verantwortungsbewusstsein für das gemeinsame Nachhaltigkeitsziel
Mit seiner eigenen, innovativen Lösung geht VistaMed den Weg von Freudenberg mit, bis 2025 den CO2-Ausstoß um 25 % zu senken. Auch wenn der Standort als Teil der Geschäftsgruppe Freudenberg Medical nicht zu den energieintensivsten Produktionsstätten der Gruppe gehört: Ressourceneffizienz bei Energie und Material steht bei Freudenberg im Fokus allen Handelns, sei es im Großen wie im vergleichsweise Kleinen. Der irische Katheter-Spezialist trifft mit seinem Monitoring-Projekt die Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmensgruppe im Kern.
So energie- wie kosteneffizient
Bleibt noch die Kosteneffizienz: Bei einem Material- und Personaleinsatz von deutlich unter 10.000 Euro bereits im ersten Jahr eine mehr als vierfache Kosteneinsparung zu erzielen, macht das VistaMed-System sicher auch für andere Standorte interessant. Es ist eine von externen Monitoring-Systemen vollkommen unabhängige Lösung und kann für jeden Produktionsstandort passgenau ausgerollt werden. Die Bau- und Konfigurationspläne stellen die Kollegen von VistaMed innerhalb der Freudenberg-Gruppe gern zur Verfügung, während sie mit dem Preisgeld des „We all take care“-Awards alle 520 Mitarbeitenden mit einheitlichen Firmenshirts und Jackets ausstatten. Das Beispiel aus Irland zeigt: Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist keine Idee zu klein, um das große Ziel zu erreichen, und jeder kluge Gedanke es Wert, in die Tat umgesetzt zu werden. Schließlich gilt für die gesamte Freudenberg-Gruppe: Wir loten alle Möglichkeiten aus, ressourcenschonender und effizienter zu werden und den Weg in Richtung Klimaneutralität konsequent zusammen zu gehen.