Warum braucht es Unternehmenswerte?

Die Leitsätze funktionieren nur als Ganzes miteinander und diese Vernetzung stiftet letztlich die Unternehmenskultur

Dass die Werte und Grundsätze bei Freudenberg eine große Rolle spielen, ist für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbstverständlich. Doch warum ist das eigentlich so? Und wie kam es dazu? 

Den Kern dieses Wertesystems bilden heute die Leitsätze der Freudenberg-Gruppe. Doch schon lange bevor diese 1999 erstmals schriftlich fixiert wurden, waren sie Teil der Unternehmenskultur und wurden aktiv gelebt – dafür gibt es viele Beispiele in der Unternehmensgeschichte. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Leitsätze nur im Verbund das Fundament der Unternehmenskultur von Freudenberg bilden. Die Leitsätze stehen also nicht einzeln für sich, sondern funktionieren nur als Ganzes miteinander. So vernetzt stiften sie letztendlich die Unternehmenskultur von Freudenberg.

Ihren Anfang nahmen die Unternehmenswerte schon mit Firmengründer Carl Johann Freudenberg. Ausgehend von der von ihm gelebten und geschaffenen Vertrauenskultur und seinen 1887 schriftlich niedergelegten Geschäftsprinzipien entwickelte sich eine wertebasierte Unternehmenskultur, deren Grundlage heute die sechs Leitsätze bilden: Menschen, Führung, Langfristige Orientierung, Innovation, Kundennähe und Verantwortung.

Menschen

„Als Familienunternehmen fühlen wir uns dem Wohl unserer Mitarbeitenden und ihrer persönlichen Entwicklung verpflichtet. Wir lehnen jede Form von Diskriminierung und persönlicher Herabsetzung ab. Wir zeigen und verlangen Verständnis und Respekt im Umgang miteinander. Wir sorgen für eine kulturell vielfältige Arbeitswelt, in der Mitarbeitende verschiedenster Länder in Teams ihre Fähigkeiten zur Erhöhung unserer Kompetenz einbringen und so gleichzeitig unsere Unternehmenskultur bereichern. Wir schätzen den Wert von langjährigen Beziehungen mit Kundinnen und Kunden, Lieferantinnen und Lieferanten und anderen Geschäftspartnerinnen und -partnern.“ 

Dass das Wohlergehen der Mitarbeitenden von Anfang an im Fokus stand, zeigen frühe Beispiele in der Unternehmensgeschichte. So richtete Carl Johann Freudenberg bereits 1874 eine – bis heute bestehende – Betriebskrankenkasse für die Mitarbeitenden ein. Ihr folgten im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Unterstützungseinrichtungen, um den Mitarbeitenden in Notlagen und anderen Situationen des täglichen Lebens zu helfen. Auch die seit den 1930er Jahren stetig ausgebaute systematische Ausbildung und Talentförderung gehört dazu. Im Rahmen der weltweiten e2-Initiative wird dieser Förderungsgedanke heute auch auf Bildungseinrichtungen außerhalb des Unternehmens ausgeweitet. Die konsequente Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden führt dann auch schon zum nächsten Leitsatz: Führung.

Führung

„Echtes Unternehmertum prägt seit jeher unsere Kultur und ist Grundlage unseres Erfolges. Wir pflegen diese Tradition, indem wir konsequent Verantwortung delegieren und ihre Wahrnehmung erwarten. Wir vertrauen auf eine grundsolide Führung, die auf dem persönlichen Beispiel beruht und durch Bescheidenheit, Vertrauen in die Mitarbeitenden und Förderung des Teamgeistes geprägt ist. Um diesen Führungsstil auch in Zukunft zu gewährleisten, genießt die Entwicklung von Führungskräften innerhalb der Unternehmensgruppe hohe Priorität.“ 

Carl Johann Freudenberg hatte einen klaren Vertrauensgrundsatz: „Lieber hundertmal vertrauen auf die Gefahr hin, daß man auch einmal reinfällt, das ist besser, als einmal zu Unrecht mißtrauen.“ Durch diese Haltung wurde schon früh eine Vertrauenskultur im Unternehmen geschaffen, die die Grundlage für eine Delegation von Verantwortung und damit für echtes Unternehmertum legte. Deshalb lag auf der Entwicklung von Führungskräften von jeher ein besonderes Augenmerk. So galt von Anfang an die Devise, die nächste Generation auf die Leitung des Unternehmens durch entsprechende Ausbildung – auch im Ausland – vorzubereiten. In dieser Vorbereitung des Generationenwechsels zeigt sich dann auch schon der nächste Leitsatz: Langfristige Orientierung.

Langfristige Orientierung

„Nach mehr als 170 Jahren bleibt die Unternehmensgruppe Freudenberg auch künftig in Familienbesitz. Wir sind fest davon überzeugt, dass die dadurch mögliche langfristige Orientierung eine besondere Stärke ist, von der unsere Kundinnen und Kunden sowie Partnerinnen und Partner profitieren. Deshalb werden Umfang und Geschwindigkeit unserer strategischen Entwicklung und unsere Risikobereitschaft auch in Zukunft von kaufmännischer Umsicht und finanzieller Solidität geprägt. Unsere lange und erfolgreiche Tradition enger weltweiter Kooperationen, Allianzen und Partnerschaften dient der bestmöglichen Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden und der Stärkung unserer Stellung im Wettbewerb.“ 

Um den langfristigen Erfolg zu gewährleisten, setzte das Unternehmen von Anfang an auf internationales Geschäft. Schon zur Firmengründung war der Ledermarkt international . Deshalb wurden bereits 1849 Geschäftsbeziehungen in die USA, nach Großbritannien, Frankreich und in die Türkei aufgebaut. Es folgten in viele weitere Länder rund um den Globus, zum Beispiel: Brasilien (1853), Mexiko (1854), Russland (1855), Indien (1867) oder Australien (1868). Zur weiteren Erschließung der internationalen Märkte wurden in den 1920er Jahren die ersten Gesellschaften außerhalb Deutschlands gegründet. Diesen folgten seit den 1930er-Jahren internationale Partnerschaften zunächst in Europa (Italien) und seit den 1950er Jahren auch in Amerika und Asien. Einige von ihnen existieren bis heute. Gerade aus diesen Partnerschaften ergaben und ergeben sich viele Impulse für neue Produkte – was zum nächsten Leitsatz überleitet: Innovation.

Innovation

„Als ein international ausgerichtetes und im globalen Wettbewerb erfahrenes Unternehmen mit deutschen Wurzeln stellen wir unsere von Innovation, ständigem Wandel und Fortschritt entscheidend geprägte Tradition in den Dienst unserer Kundinnen und Kunden. Fortwährende Innovation in allen Bereichen ist ausschlaggebend für unseren langfristigen finanziellen Erfolg. Wir sind deshalb führend in kontinuierlichen Verbesserungsprozessen und unsere Unternehmensstruktur fördert und belohnt Kreativität und Initiative jedes Einzelnen.“ 

Innovationen begleiten das Unternehmen durch seine gesamte Geschichte. Den Anfang nahm diese Entwicklung schon im Jahr 1850 – mit der Herstellung von innovativem Lackleder. Über die Einführung der Chromgerbung zwischen 1900 und 1904 führten die Innovationen schließlich zur Diversifizierung: Auf die ersten Dichtungen (1929) folgten der Simmerring (1932) und die Vliesstoffe (ab 1936). Letztere eroberten ab 1948 die Märkte der Bekleidungsindustrie, der Haushaltsprodukte und ab 1957 auch den Bereich technischer Anwendungen und der Filter. Der Weg der Freudenberg-Innovationen führt weiter, bis hin zu modernen Brennstoffzellen-Systemen, wie sie heute hergestellt werden. Dabei stets im Fokus: mit qualitativ hochwertigen Produkten den Bedürfnissen des Kunden gerecht werden – dies entspricht auch dem nächsten Leitsatz: Kundennähe.

Kundennähe

„Die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Kundinnen und Kunden vorausschauend zu erkennen, sie zu verstehen und zufriedenzustellen, bestimmt unser Handeln. Als gewissenhafter Lieferant mit ausgeprägter Leidenschaft für Details leisten wir unverzichtbare Beiträge zum Erfolg unserer Kundinnen und Kunden. Für sie schaffen wir höchsten Nutzen durch unsere weltweite Präsenz und Verpflichtung zu Qualität, Service und Zuverlässigkeit.“ 

Auch die Nähe zum Kunden lebt das Unternehmen seit seiner Entstehung. Zu Beginn steht die Präsenz für die Kunden auf internationalen Industrieausstellungen, wie der ersten Weltausstellung in London 1851. Später folgten Vertriebsmitarbeiter im Ausland und ab 1950 der systematische Aufbau von Produktionsstätten rund um den Globus, um in den Regionen – bis heute – für die Kunden präsent zu sein. Dabei entwickelte sich das Unternehmen vermehrt zum Problemlöser für die Kunden und steht mit maßgeschneiderten Lösungen für die Kundenanwendungen oder -probleme bereit. Heute sind diese vermehrt darauf ausgerichtet nachhaltige Lösungen anzubieten – ganz im Sinne des nächsten Leitsatzes: Verantwortung.

Verantwortung

„Unser Unternehmen und seine Familiengesellschafterinnen und -gesellschafter sind gemeinsam dem Schutz der Umwelt verpflichtet. Wir wollen in allen Staaten, Ländern und Gemeinden, in denen wir tätig sind, unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und als gute Nachbarn anerkannt sein. Wir verwenden äußerste Sorgfalt auf die Sicherheit unserer Mitarbeitenden und unserer Produkte. Als Familienunternehmen stellen wir hohe Ansprüche an das persönliche Verhalten. Fairness und Integrität bestimmen das Miteinander sowohl im Unternehmen als auch gegenüber Geschäftspartnerinnen und -partnern und der Öffentlichkeit.“ 

Das Unternehmen zählt in Bezug auf die Wasseraufbereitung zu den Pionieren im Umweltschutz. Schon im 19. Jahrhundert wurden die Industrieabwässer aus der Lederherstellung bei Freudenberg in Kläranlagen gereinigt. In den 1970er Jahren begann dann der Aufbau eines systematischen Umweltmanagements, das heute weltweit an allen Freudenberg-Standorten angewendet wird. Dies bildete die Grundlage für die heutige Sustainability-Strategie. Mit ihr betrachtet Freudenberg das Thema Nachhaltigkeit in zwei Dimensionen: zum einen sollen die eigenen Produkte und Prozesse einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck („Footprint“) aufweisen. Zum anderen sollen den Kunden Produkte und Lösungen angeboten werden, die es den Kunden erlauben, ihre Produkte ressourceneffizienter zu gestalten („Handprint“). Die Zielsetzung: Ressourcen sollen schonend eingesetzt werden, um sie für künftige Generationen zu erhalten. Dies führt zurück zum ersten Leitsatz: Menschen.

Historische Entwicklung der Werte

  • 1870er Vertrauensgrundsätze von Carl Johann Freudenberg
  • 1887 Geschäftsprinzipien von Carl Johann Freudenberg
  • 1971 Erste Nicht-Familienmitglieder in der Unternehmensleitung: Erste Überlegungen zur Formulierung von Unternehmensgrundsätzen. Ausgangsfrage: Wie können die tradierten Familienwerte für externe Manager verbindlich gemacht werden? Ergebnisse bis Anfang der 1990er Jahre: Verschiedene Handbücher, Richtlinien und Erklärungen, aber gültige Prinzipien wurden zunächst nicht verabschiedet.
  • 1994  Geschäftsgrundsätze:: Sie sollten – in einer Unternehmensleitung, in der stetig weniger Familienmitglieder vertreten waren – den Handlungsrahmen der zukünftigen Unternehmensleitungsmitglieder bestimmen.
  • 1999 Leitsätze: Sie definieren die Wertebasis für alle Mitarbeitenden der Freudenberg-Gruppe und ebenso das Verhalten gegenüber Mitarbeitern, Geschäftspartnern, anderen Interessengruppen sowie gegenüber Dritten.
  • 2011 Werte und Grundsätze: Vor dem Hintergrund einer sich stetig weiterentwickelnden Unternehmensgruppe und einer zunehmenden regionalen und kulturellen Vielfalt im wirtschaftlichen Umfeld von Freudenberg wurden die Leitsätze für ein besseres Verständnis und eine international gültige einheitliche Interpretation um weitere Erläuterungen ergänzt.

Der lange Weg aus dem Leder

Freudenberg ist erfolgreich durch Wandel. Immer wieder hat das Unternehmen Marktchancen rational analysiert und sich von Bekanntem und Liebgewonnenem getrennt. Eine große Ausnahme gibt es jedoch: der eher emotionale Umgang mit dem Ursprungsgeschäft Leder.

 

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Unternehmensarchiv der Freudenberg Gruppe

Das Klischee des etwas schrulligen Archivars mit Nickelbrille und Ärmelschonern, der sich in dunklen Kellern durch muffige Aktenberge arbeitet, geistert bis heute durch manche Köpfe. Die Realität zeichnet ein gänzlich anderes Bild.

 

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