Eine Erfindung aus Japan erobert die Welt

Sie enthalten Schmerzmittel, Hormone, pharmazeutische Wirkstoffe für Alzheimer- oder Parkinson-Patienten und sind einfach anzubringen und anzuwenden: Medizinische Pflaster, die pharmazeutische Wirkstoffe abgeben.

Freudenberg liefert dehnbare Vliesstoffträger für medizinische Pflaster an Hersteller transdermaler Produkte weltweit, zum Beispiel an Pharmaunternehmen in Japan, China, Taiwan, Singapur, Europa und den USA. 

Diese werden seit 1991 in Tokio hergestellt. Was ursprünglich für den japanischen Markt gedacht war, breitet sich aufgrund vieler Vorteile immer mehr aus; seit 2009 wird auch der europäische Markt beliefert, Tendenz steigend. 

Das Segment nennt sich transdermale Wirkstoffpflasterprodukte. Der Begriff leitet sich von dem griechischen Wort „derma“ für Haut und der lateinischen Vorsilbe „trans“ für „auf etwas übergehen“ ab. 

Transdermale Produkte bestehen aus verschiedenen Schichten:

  • Trennfolien
  • wirkstoffhaltige Gele auf Wasser- oder Nichtwasserbasis
  • Trägermaterialien wie zum Beispiel dehnbare Vliese

Der wachsende Markt für transdermale Produkte hat einen Umsatz von etwa:

0

Milliarden US Dollar weltweit

 

„Topische“ Pflaster wirken lokal und genau an der jeweiligen Körperstelle, wo das etwa 10 mal 14 Zentimeter große Produkt 12 bis 24 Stunden lang klebt. Beispiel: Ein Wärmepflaster wärmt nur dort, wo es in direktem Kontakt mit der Haut ist. Gerade bei großflächigen, topischen Pflastern ist es für die Patienten sehr wichtig, dass das Pflaster gut liegt, sich der bewegten Haut anpasst und weich anfühlt. 

Eine weitere Kategorie wird als „passiv“ bezeichnet und umfasst jene Pflaster, bei denen die Medikamente durch die Haut in den gesamten Blutkreislauf gelangen. Da die pharmazeutischen Wirkstoffe ohne „aktive“ Unterstützung wie zum Beispiel elektronische Impulse durch die Haut gelangen, wird diese Art von Pflaster als passiv bezeichnet. Typische Beispiele sind Pflaster für Alzheimer- und Parkinson-Patienten, aber auch solche, mit denen Nikotin und Hormone in den Körper gelangen. 

Die Vorteile: langfristig, kontrolliert und ohne Wechselwirkung

Sobald das Pflaster auf der Haut klebt, muss keiner mehr an die pünktliche Einnahme des Medikaments denken. Gerade bei Kindern oder vergesslichen Patienten zahlt sich dies aus.  

Bei Tabletten gibt es einen sogenannten First-Pass-Effekt, das bedeutet, ein Teil des oral eingenommenen Wirkstoffs erreicht nicht den Blutkreislauf, sondern bleibt in Leber und Darm hängen.

Bei einem Pflaster ist dagegen eine kontrollierte Abgabe über einen längeren Zeitraum von 12 Stunden bis zu vier Tagen möglich. 

Sie ermöglichen eine langfristige, kontrollierte Abgabe der Medikamente durch die Haut.

Zudem gibt es bei Pflastern keine Wechselwirkungen mit der Nahrungseinnahme, die die Wirksamkeit oder Konzentration des Medikaments beeinflussen können.

Warum Japan?

Die Tatsache, dass die Produktion dieser speziellen Vliesstoffe von Freudenberg, meist mit Wasserstrahlen verfestigte Vliese, in Japan angesiedelt ist, hat historische und kulturelle Gründe.  In Japan ist die Anwendung äußerer Heilmethoden beliebt und anerkannt. 

So ist es zum Beispiel üblich, dass jemand, der Kopfschmerzen hat, sich zunächst ein kühlendes Pflaster auf die Stirn klebt. Die Japaner mögen keine Tabletten und setzen lieber auf Pulver, Pflaster und alternative Heilmethoden. Kinder, die an Asthma leiden, bekommen ihre Medizin über ein Pflaster verabreicht, während in Deutschland Sprays und Inhalationen üblich sind. Sehr beliebt ist in Japan auch Medizin, bei der Heilpflanzen wie Ingwer und Zimt in Pulver-Form eingesetzt werden. 

Transdermale Produkte wurden in Japan erfunden, was vielleicht ein Grund dafür ist, dass insbesondere die lokale Anwendung von Pflastern in Japan und ganz Asien auch heute noch so beliebt ist.

Yoshiki Matsuyama von Freudenberg in Tokio, Japan

„Transdermale Produkte wurden in Japan erfunden, was vielleicht ein Grund dafür ist, dass insbesondere die lokale Anwendung von Pflastern in Japan und ganz Asien auch heute noch so beliebt ist“, sagt Yoshiki Matsuyama von Freudenberg in Tokio, Japan. „Das Segment der transdermalen Produkte gehört inzwischen auch in Europa, den USA und in China zu den Wachstumsmärkten von Freudenberg. Vor allem die passiven transdermalen Produkte, mit denen Medikamente durch die Haut verabreicht werden können, werden immer beliebter“, sagt Matsuyama. 

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